

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Seehofer,
ganz herzlichen Dank, dass Sie es uns ermöglicht haben, unsere Bittschrift und die Unterschriftensammlung gegen eine Gasbohrung unter den Langbürgner See in der Bayerischen Staatskanzlei bei Herrn Staatsminister Thomas Kreuzer für Sie abzugeben.
Im Oktober 2011 hat das österreichische Unternehmen RAG, Spezialist für die Auffindung von Rohöl und Erdgas, im Breitbrunner Gemeinderat seine Pläne vorgestellt. Nur wenige Meter neben dem Naturschutzgebiet am Langbürgner See beabsichtigte die RAG im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung nach Erdgas zu bohren. Die Eggstätt-Hemhofer Seenplatte im Biotopverbund mit den Seeoner Seen ist seit 1939 Naturschutzgebiet und damit eines der ältesten Naturschutz-gebiete Bayerns. Im kommenden Jahr wird sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Bei der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte handelt es sich um ein höchst sensibles Biotop und Feuchtgebiet, in das der Bayerische Staat große Summen für die Ausweisung als besonders schützenswertes Gebiet investiert hat. Täglich beziehen ca. 30.000 Menschen ihr frisches Trinkwasser aus diesem Seengebiet. Die Seenplatte ist mehrfach geschützt durch:
- die Richtlinien zum Wasserschutz
- die Naturschutzgesetze des Freistaates Bayern
- die europäischen Richtlinien für „Natura 2000“-Gebiete
- die Alpenkonvention – hier besonders durch das Zusatzprotokoll „Bodenschutz“.
Nachdem eine Petition gegen den ersten Standort für die geplante Erdgasbohrung im Bayerischen Landtag positiv gewürdigt wurde, verlegte die RAG Austria ihr Bohrvorhaben auf die andere Seite des Sees nach Mauerkirchen, wohl auch deshalb, weil die Verfügbarkeit des Bohrgrundstückes in Breitbrunn nicht geklärt war.
Vom Gemeindegebiet Bad Endorf sollte dann im Abstand von ca. 700 m zum Naturschutzgebiet zuerst senkrecht und dann schräg unter den Langbürgner See gebohrt werden. Auf Grund der vielfältigen Proteste und Aktivitäten der engagierten Bürgerinitiativen hat die RAG die Planungen zur Erdgasbohrung im Januar 2013 wegen einer „firmeninternen Neubewertung des Projektes“ vorläufig zurückgestellt.
Das war eine große Erleichterung für die Einwohner des Chiemgaus, die um ihr wertvolles Naturschutzgebiet, ihr kostbares Trinkwasser und den Erhalt ihrer Heimat allergrößte Ängste und Sorgen hatten. Aber das Verfahren kann jederzeit wieder aufgenommen werden, bzw. neu beginnen!
Deshalb richten wir folgende Bitten an Sie und die Bayerische Staatsregierung im Auftrag der namentlich genannten Bürger – über 21.500 an der Zahl, unter ihnen auch Urlauber, die spontan ihre Solidarität bekundeten:
- Es soll grundsätzlich keine Lizenz mehr für bergbauliche Maßnahmen in und um das Gebiet der Chiemgauer Seenplatte vergeben werden.
- Für dieses Gebiet sollen die Bestimmungen der Alpenkonvention angewendet und umgesetzt werden – und zwar genau so, wie es der Umweltminister von Bayern auf seiner Homepage propagiert.
- Die Bayerische Staatsregierung möge die Initiativen zur Änderung des Bergrechts im Deutschen Bundestag unterstützen und fördern. Die Wirkung von Naturschutzgebieten soll bis zum Erdmittelpunkt im Bergrecht verankert werden.
- Vor jeder Bohrung muss zwingend die Durchführung einer UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) und ein Planfeststellungsverfahren vorgeschrieben werden.
Wir richten einen dringenden Appell an Sie: Unsere Heimat, das Naturschutzgebiet und unser kostbares Trinkwasser sind uns außerordentlich wichtig – auch für die nachfolgenden Generationen. Es ist uns sehr ernst, wennwir sagen: Hier darf es keine Bohrung geben. Die Risiken sind zu hoch! Bitte unterstützen Sie uns dabei in Ihren politischen Entscheidungen!
Wir können Ihnen versichern: Die Menschen in dieser Region werden weiterhin wachsam bleiben. Der Chiemgau wird erst wieder zur Ruhe kommen, wenn wir von der Bayerischen Staatsregierung eine verbindliche Zusage erhalten, dass dieses Gebiet für alle Zeiten von Bohrvorhaben aller Art ausgeschlossen wird. Die Bürgerinnen und Bürger des Chiemgaus werden Ihnen dafür immer sehr dankbar sein.
Mit freundlichen Grüßen
Mary Fischer
Sprecherin der Bürgerinitiative
Chiemgauer Seenplatte gegen Gasbohren