

Gute Pflege – kein Wahlkampfthema? Und ob!
Fakt ist: der mittlerweile eklatante Notstand in der Pflege betrifft alle Altersstufen und Lebensbereiche und hat sich zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem entwickelt! Zeitweise werden Kinderabteilungen in Kliniken geschlossen, weil es keine qualifizierten Pflegekräfte gibt. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum lässt gerade in unserer attraktiven Gegend und größeren Städten kaum Zuzug von Fachpersonal und ihren Familien zu.
Bezirksrat Sepp Hofer und ich durften im August einen Pflegedienst bei der Arbeit begleiten – davon darf ich wegen Wahrung der Privatsphäre nicht berichten. Aber aufgrund der Eindrücke und dem anschließenden Austausch mit der Pflegedienstleitung fordern wir von der Politik die sofortige Umsetzung folgender Maßnahmen:
Bayerns Sonderweg mit der Errichtung einer „Vereinigung der Pflegenden“ ist umstritten. Mit dieser Form der freiwilligen Interessenvertretung wie sie 2017 im Bayerischen Landtag von der CSU-Mehrheit beschlossen wurde, wird den Pflegenden die unverzichtbare Grundlage entzogen, bei Verhandlungen im Gesundheitswesen als gleichwertiger Partner anerkannt zu werden. Die FREIEN WÄHLER fordern schon lange die Einrichtung einer Pflegekammer, die eine unabhängige und starke Unterstützung für alle im Pflegeberuf bietet.
Für eine gerechte Prüfung der Einstufung zur Pflege und der Pflegegrade muss ein neutrales Gremium eingeführt werden. Der MDK (medizinische Dienst der Krankenkassen) kann die geforderte Objektivität in der Beurteilung als Organisation der Krankenkasse nicht leisten, das besagt ja schon der Name. Die Zahl der steigenden Wiedersprüche zum Beispiel beim VdK zeigt, dass dieses Gremium nach Vorgaben der Krankenkassen immer eine Einsparung für diese im Vordergrund hat.
Das kürzlich eingeführte Landespflegegeld in Höhe von 1.000 Euro ab Grad 2 geht im Prinzip in die richtige Richtung, aber man muss es als das sehen, was es ist: ein Wahlgeschenk! Viel sinnvoller erachten wir FREIE WÄHLER Investitionen in die Schaffung von Kurzzeitpflegeplätzen zur Entlastung pflegender Angehöriger, zum Bsp. bei Urlaub oder Krankheit.
Die hilflosen Versuche von Bundesgesundheitsminister Spahn zur Beseitigung des Personalmangels, zuletzt durch „mehr Arbeitszeit der Pflegekräfte“ tragen nicht zur Problemlösung bei und können nicht anders als dilettantisch bezeichnet werden. Hierzulande kümmert sich eine Pflegekraft im Schnitt um 13 Patienten, in Schweden und der Schweiz beträgt das Verhältnis etwa 1:8. Nachts ist es noch schlimmer. Die Gewerkschaft ver.di hatte bei einer Stichprobe im Jahr 2015 für eine Nacht 1:19 ermittelt, wobei zwei von drei Pflegern allein arbeiteten. Unser Lösungsansatz ist hier eine sofortige Umsetzung des Pflegesträrkungsgesetzes und nicht erst 2020 wie vom ehemaligen Gesundheitsminister Gröhe angekündigt! Bayern kann den Pflegepersonalschlüssel in den kommunalen Krankenhäusern eigenständig benennen und sogar erhöhen und damit den Pfleger-pro-Patient-Schlüssel deutlich verbessern.
Nicht zuletzt muss man am Berufsprofil ansetzen, es attraktiver gestalten und durch die Ausstattung von mehr Kompetenzen aufwerten. PflegerIn zu sein – das ist für uns eine Berufung! Leider braucht die schriftliche Dokumentation viel zu viel Zeit und das im Zeitalter der Digitalisierung – das wäre doch ein Leichtes, hier die Zeit freizuschaufeln für Zuwendung und Aufmunterung, die die Patienten in ihrer Situation so notwendig brauchen!
An dieser Stelle sprechen wir allen Pflegekräften großen Respekt und Dank aus, dass Sie unter diesen Umständen an ihrem Beruf festhalten!
Mary Fischer, Kandidatin Landtag, Liste 3, Platz 7
Bezirksrat Sepp Hofer, Kandidat Bezirkstag, Liste 3, Platz 2
Stephan Bruhn, Oberaudorf, Kandidat Bezirkstag, Liste 3, Platz 18
Quellen: AK Gesundheit/Pflege der FREIEN WÄHLER, Vorsitzende Annette Walter-Kilian; https://www.tagesspiegel.de/politik/zu-wenig-pflegepersonal-eine-krankenschwester-fuer-13-patienten/19370914.html