

Sehr geehrte Frau Ludwig,
vor drei Jahren haben sich 22.000 Menschen gegen eine Gasbohrung unter den Langbürgner See ausgesprochen. Seither bemühen wir uns zusammen mit Umweltorganisationen und engagierten Initiativen um eine Änderung des Bergrechts und ein Verbot der höchst gefährlichen und risikoreichen Fracking-Technologie.
Ende Juni haben Sie im Bundestag dem Gesetzespaket zur Nutzung dieser Technologie in Deutschland zugestimmt, obwohl allen Fraktionsbüros für die Mitglieder des Bundestages am 21.6. von der IG „Gegen Gasbohren“ noch ein dringendes Schreiben zugestellt wurde. Hierbei wurden Sie und alle Ihre KollegInnen zu aktuell veröffentlichten wissenschaftlichen Erkenntnissen wegen hochgradiger Gesundheitsgefährdung und Risiken für die Anwohner von Erdgasbohrungen und weiter noch zur Fracking-Gasförderung in den USA informiert.
Forschungsergebnisse von drei Untersuchungen belegen, dass Öl- und Gasförderemissionen von Anwohnern mit der Atemluft aufgenommen und die Gifte sich später im Urin nachweisen lassen. 12,4 Mio. Amerikaner sind in 21 Staaten der USA einer erhöhten Gesundheitsgefährdung ausgesetzt – davon besteht bei 9 Mio. Menschen ein konkretes Krebsrisiko. Mittlerweile lassen sich auch in Deutschland erhöhte Zahlen von Krebserkrankungen in Fördergebieten feststellen! Die WissenschaftlerInnen des Helmholtz Zentrum München haben zudem herausgefunden, dass mit dem Gasstrom gefährliche Reaktionsprodukte nach oben gelangen.
Erdgas als CO² freundlichen „Brückenbrennstoff“ bis zur kohlenstofffreien Energieerzeugung zu bezeichnen ist schlichtweg falsch: die Erdgasförderung ist in Wahrheit ein Beschleuniger der Klimazerstörung! Die Methanemissionen in Amerika sind nachweislich um ein Zehnfaches höher als in den Berichten der US-Umweltbehörde von 2013/14 angegeben. Die gesteckten Klimaziele von Paris können so nie eingehalten werden.
Mit Ihrer Zustimmung erhalten die Öl- und Gasindustrie nach fünf frackingfreien Jahren Rechtssicherheit für Fracking in Sandstein und werden nun wieder verstärkt neue Lizenzen beantragen. Mit der Schaffung der fehlerhaften Kunstbegriffe „un/konventionelles Fracking“ wird suggeriert, es gäbe ein gutes und ein böses Fracking – wissenschaftlich gesehen gibt es nur konventionelle und unkonventionelle Öl- und Gaslagerstätten. Fracking bleibt Fracking und ist in jedem Fall eine Risikotechnologie mit der nachweisbare Gefahren für Trinkwasser, Umwelt (Erdbeben!), Natur und Menschen einhergehen!
Sehr geehrte Frau Ludwig, gerade in dieser Angelegenheit hätten Sie es sich erlauben können, die Meinung der Bevölkerung zu vertreten und sich nicht widerspruchslos in den Mainstream der GroKo einzureihen. Auf Ihre Darstellung sind wir nun schon sehr gespannt!
Mary Fischer
Sprecherin der BI Chiemgauer Seenplatte gegen Gasbohren
Offener Brief an die Mitglieder des Bundestages vom 21.6.2016 mit ausführlichen Quellenangaben und Nachweisen unter
http://www.gegen-gasbohren.de/wp-content/uploads/2016/06/Off.-Brief-an-MdBs-21.06.16-VF3.pdf